Was du mit deinen Eltern besprechen solltest, bevor es zu spät ist
TRAUER
Es gibt Gespräche im Leben, die wir gerne aufschieben. Nicht, weil sie unwichtig wären, sondern weil sie uns Angst machen. Zu sehen, wie die eigenen Eltern älter werden, ist oft schmerzhaft, und der Gedanke, dass sie irgendwann nicht mehr da sein könnten, lässt uns zögern. Doch genau diese Gespräche sind es, die uns und ihnen Sicherheit geben können – und Frieden, wenn es darauf ankommt. In meiner Praxis haben meine Gäste häufig den Gedanken "Hätten wir doch bloß eher..."
Es geht nicht nur darum, praktische Dinge zu klären, sondern auch darum, Nähe zu schaffen, Missverständnisse zu vermeiden und Wünsche zu respektieren, solange es noch möglich ist. Welche Themen sollten unbedingt angesprochen werden.
Was passiert, wenn sie nicht mehr entscheiden können?
Die Gesundheit ist ein fragiles Gut. Niemand möchte darüber nachdenken, was passiert, wenn man selbst oder ein geliebter Mensch keine Entscheidungen mehr treffen kann. Doch genau darum geht es. Was wünschen sich deine Eltern, wenn es um das Ende ihres Lebens oder eine plötzliche Erkrankung geht?
Fragen nach einer Patientenverfügung oder einer Vorsorgevollmacht mögen schwierig sein, doch sie können im Ernstfall den Unterschied machen. Möchten sie lebensverlängernde Maßnahmen? Wer soll Entscheidungen treffen, wenn sie es nicht mehr können? Vielleicht wissen sie selbst noch nicht, was sie möchten – aber gemeinsam könnt ihr Antworten finden.
Und dann gibt es die kleinen, aber wichtigen Details: Möchten sie zuhause gepflegt werden? Oder sehen sie ein Pflegeheim als Alternative? Indem du ihnen diese Fragen stellst, gibst du ihnen das Gefühl, dass ihre Wünsche zählen.
Ein sensibles Thema, das Klarheit braucht
Über Geld spricht man nicht gerne – besonders nicht mit den eigenen Eltern. Doch je länger man dieses Thema umgeht, desto größer wird die Unsicherheit. Gibt es ein Testament? Wissen alle Beteiligten, wo es ist? Was passiert mit dem Haus, dem Ersparten oder den Schulden?
Es mag unbequem sein, diese Dinge anzusprechen, doch es schützt vor Streit und Unsicherheiten, wenn der Ernstfall eintritt. Ein Gespräch darüber, wer welche Vollmachten hat und wie Vermögenswerte aufgeteilt werden sollen, kann Konflikte in der Familie vermeiden und gibt deinen Eltern das Gefühl, die Kontrolle über ihre Angelegenheiten zu behalten.
Über das Lebensende sprechen
Vielleicht ist dies das schwierigste Thema von allen: der Tod und wie es danach weitergehen kann, Erbaufteilung, etc. Doch auch hier gibt es so vieles, das ungesagt bleibt, wenn man nicht darüber spricht. Wie stellen sich deine Eltern ihre Beerdigung vor? Möchten sie eine bestimmte Musik, ein bestimmtes Ritual? Vielleicht haben sie sich nie getraut, diese Wünsche auszusprechen, weil sie dachten, es würde die Familie belasten.
Doch in Wahrheit schenkt dieses Gespräch nicht nur Klarheit, sondern auch Frieden. Es zeigt, dass du bereit bist, ihnen zuzuhören und ihnen das Ende zu geben, das sie sich wünschen – nicht das, was andere für richtig halten.
Geschichten und Erinnerungen bewahren
Neben all den praktischen Fragen gibt es noch etwas, das mindestens genauso wichtig ist: die emotionale Verbindung. Was möchten deine Eltern dir über ihr Leben erzählen? Gibt es Geschichten, die du noch nicht kennst, Werte, die sie weitergeben möchten?
Vielleicht findest du in diesen Gesprächen eine Tiefe, die dir vorher verborgen war. Du lernst sie auf eine neue Weise kennen, als Menschen mit ihren eigenen Träumen, Kämpfen und Freuden. Und vielleicht findest du auch die Chance, Dinge zu sagen, die du lange zurückgehalten hast: Danke. Es tut mir leid. Ich liebe dich.
Warum diese Gespräche so wichtig sind.
Es ist nicht leicht, solche Themen anzusprechen. Sie fordern uns heraus, unsere eigenen Ängste zu konfrontieren und den Schmerz zuzulassen, der mit der Endlichkeit des Lebens einhergeht. Doch genau darin liegt auch eine unglaubliche Stärke.
Wenn du diese Gespräche führst, gibst du nicht nur dir selbst, sondern auch deinen Eltern ein großes Geschenk: das Wissen, dass sie gehört und verstanden werden, und die Sicherheit, dass ihre Wünsche respektiert werden. Es mag Überwindung kosten, doch es schafft Klarheit, Frieden und Nähe
– für euch alle.
Warte nicht, bis es zu spät ist.
Sylvia Wichmann
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