Raus aus der Komfortzone
Warum es so schwer ist und warum wir Unterstützung brauchen
11/2/20244 min read
Die Komfortzone zu verlassen ist eine Situation, die wir alle kennen – und fürchten. Es ist ein Ort, an dem alles sicher und vorhersehbar scheint, wo Risiken minimiert und Unsicherheiten ausgeschlossen werden. Doch sobald wir an die Schwelle dieses schützenden Bereichs stoßen und uns überlegen, etwas Neues zu wagen, spüren wir oft ein starkes Unbehagen. Und das macht den Schritt in das Unbekannte so unglaublich schwierig.
In den letzten eineinhalb Jahren habe ich immer wieder Anlauf nehmen müssen, um durch diese unsichtbare Wand meiner Komfortzone zu brechen. Es begann mit meiner Weiterbildung – ein Schritt, der mich viel Überwindung kostete, weil ich ständig von der Angst begleitet war, zu scheitern oder nicht gut genug zu sein. Dann kam der nächste Schritt: das Mieten von Räumlichkeiten, eine Entscheidung, die plötzlich echte Verpflichtungen mit sich brachte und damit auch die Verantwortung, dass alles tatsächlich funktioniert. Auch das Üben neuer Methoden mit meinem Praxiskollegen Marcel (lies hier seinen Blog zum Thema "Kleine Schritte - Große Wirkung" bringt mich oft an die Grenze des Vertrauten.
Mit jedem neuen Schritt, den ich mache, fängt dieser innere Kampf von Neuem an. Auch wenn ich zum Beispiel versuche, ein Reel zu drehen oder eine andere kreative Idee umzusetzen, sind die Zweifel sofort da. Schaffe ich das? Was, wenn es nicht gut ankommt? Dieser innere Widerstand fühlt sich oft wie ein ständiger Kampf an, aber es gibt auch diese kleinen Momente der Befreiung und des Stolzes, wenn ich es geschafft habe. Doch trotz dieser kleinen Erfolge bleibt die Frage: Warum ist es so schwer, die Komfortzone zu verlassen? Warum lösen Scham und die Angst vor dem Versagen so eine starke Blockade in uns aus? Und warum ist es gerade in solchen Momenten so entscheidend, Unterstützung und Freunde an der Seite zu haben?
Die Herausforderung der Komfortzone
Unsere Komfortzone ist nicht nur ein mentaler Raum, sondern ein regelrechter Schutzmechanismus. Sie gibt uns Sicherheit und schützt uns vor Risiken, von denen unser Gehirn annimmt, dass sie gefährlich sein könnten. Alles, was außerhalb der Komfortzone liegt, fühlt sich oft wie ein Sprung ins kalte Wasser an, und genau deshalb empfinden wir es als bedrohlich.
Wenn wir uns in neue Projekte wagen – sei es im beruflichen oder kreativen Bereich – werden wir plötzlich sichtbar. Fehler, die innerhalb der Komfortzone kaum auffallen, werden in neuen Situationen deutlich. Diese Fehler können in uns Scham hervorrufen, ein Gefühl, das tief sitzt und schwer auszuhalten ist. In Momenten, in denen uns diese Scham ergreift, wünschen wir uns am liebsten, wir hätten den Versuch gar nicht erst gewagt. Dieses Gefühl sorgt dafür, dass wir am liebsten wieder auf vertrautes Terrain zurückkehren.
Die Angst vor dem Versagen
Ein weiterer großer Teil der Hürde, die uns zurückhält, ist die Angst vor dem Versagen. Wenn wir etwas Neues ausprobieren, besteht immer das Risiko, dass es nicht so klappt, wie wir es uns erhoffen. Es besteht die Möglichkeit, dass wir scheitern und uns schwach oder sogar unfähig fühlen. Doch ist dieses Risiko real, oder wird es durch unsere inneren Ängste verstärkt?
Die Angst zu versagen ist oft irrational und geht auf Glaubenssätze zurück, die wir uns irgendwann im Leben zugelegt haben. Vielleicht haben wir früh gelernt, dass Fehler etwas Schlechtes sind, oder wir wurden für bestimmte Misserfolge beschämt. Diese Ängste führen dazu, dass wir das Scheitern als persönliche Niederlage betrachten, und das schreckt uns natürlich ab.
Die Wahrheit ist, dass jedes Versagen eine Möglichkeit zum Lernen ist. Es hilft uns, zu wachsen und uns zu verbessern. Aber dieser rationale Gedanke ist schwer zu akzeptieren, wenn die emotionale Realität so übermächtig ist.
Warum Unterstützung so wichtig ist
In Momenten, in denen wir uns auf unsicherem Terrain bewegen, ist Unterstützung essenziell. Wir brauchen Menschen, die an uns glauben, uns ermutigen und uns notfalls auffangen, wenn etwas schiefgeht. Diese Art der Unterstützung kann wie ein Netz unter einem Hochseil sein: Wir wissen, dass wir uns trauen können, weil da jemand ist, der uns hält, wenn wir stürzen. Alleine fühlt sich der Weg in das Unbekannte oft überwältigend und fast unmöglich an.
Für mich persönlich ist es so wichtig, Freunde an meiner Seite zu haben, die mir Mut zusprechen und mit denen ich meine Unsicherheiten teilen kann. Sie zeigen mir, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, und dass ich trotzdem akzeptiert und geschätzt werde.
Freunde, die die Erfolge feiern – warum sie fast noch wichtiger sind
Es gibt eine ganz besondere Art von Freundschaft, die uns nicht nur auffängt, wenn wir stolpern, sondern die auch an unserer Seite jubelt, wenn wir erfolgreich sind. Doch genau diese Art der Unterstützung ist manchmal schwer zu finden. Erfolge zu feiern und stolz zu zeigen, fällt uns oft schwer, weil wir das Gefühl haben, damit anzugeben oder zu prahlen. Während es vergleichsweise einfach sein kann, Misserfolge zu teilen und uns damit verständnisvolle Ohren zu suchen, ist das mit den schönen Momenten nicht immer so leicht.
Häufig gibt es nur wenige Menschen, die wir in solchen Momenten anrufen könnten, ohne das Gefühl zu haben, uns erklären oder rechtfertigen zu müssen. Doch genau diese Freunde sind Gold wert, denn sie schaffen einen Raum, in dem Freude und Erfolg genauso selbstverständlich geteilt werden dürfen wie Unsicherheiten und Rückschläge.
Diese Freunde feiern unsere Erfolge mit aufrichtigem Stolz, sie lassen uns fühlen, dass unsere Freude berechtigt ist und dass wir auf uns stolz sein dürfen. Die Momente des Feierns und der Anerkennung sind es, die uns ermutigen, weiterzugehen und das nächste Risiko einzugehen. Wenn wir wissen, dass wir uns an Menschen wenden können, die uns authentisch unterstützen, dann wird die Reise in das Ungewisse ein kleines Stück weniger beängstigend – und die Aussicht auf den nächsten Erfolg umso verlockender.
Der Weg geht weiter
Auch wenn es schwer ist, die Komfortzone zu verlassen, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass wir auf diesem Weg nicht allein sein müssen. Unterstützung und Freundschaft können uns helfen, die Ängste und Unsicherheiten zu überwinden, und sie sind die Kraft, die uns dazu bringt, weiterzugehen.
Jedes Mal, wenn wir unsere Komfortzone verlassen, machen wir uns selbst das größte Geschenk. Es mag sein, dass der Weg mit Stolpersteinen gespickt ist und dass wir uns manchmal verloren fühlen. Doch am Ende wartet Wachstum, Erfahrung und oft auch eine neue Ebene der Zufriedenheit auf uns. Mit Freunden, die uns begleiten, wird dieser Weg nicht nur leichter, sondern auch umso wertvoller.
Sylvia Wichmann
Mail: s.wichmann@psychologische-beratung-list.de
Telefon: 01575 2567346
Podbielskistr. 139
30177 Hannover/List
Adresse
Podbielskistr. 139
30177 Hannover