Körperliche Auswirkungen von Trauer

man hugging his knee statue
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Trauer ist eine der herausforderndsten emotionalen Erfahrungen, die wir durchmachen können. Sie kann unser Leben auf vielen Ebenen verändern – nicht nur im Äußeren oder der Seele, sondern auch im Körper. Der Verlust eines geliebten Menschen hinterlässt nicht nur eine Lücke in unserem Herzen, sondern kann auch tiefgehende körperliche Auswirkungen haben. Für viele ist es zunächst überraschend, wie stark die Trauer den Körper beeinflussen kann. In diesem Artikel möchte ich mit dir die verschiedenen Phasen der Trauer und ihre körperlichen Auswirkungen teilen und darauf eingehen, was passiert, wenn plötzlich Symptome auftreten, die du vielleicht nicht sofort der Trauer zuordnen kannst.

Akute Trauerphase: Der Schock und die ersten körperlichen Reaktionen

Körperliche Symptome:
In der ersten Phase der Trauer, gleich nach dem Verlust, fühlt sich alles oft überwältigend und fremd an. Dein Körper reagiert mit einer Vielzahl an Symptomen, die du möglicherweise nicht erwartet hast. Du spürst vielleicht plötzlich ein starkes Herzklopfen, als ob dein Körper in ständiger Alarmbereitschaft ist. Das ist der Schock, der den Körper in den „Kampf-oder-Flucht“-Modus versetzt, was zu einer erhöhten Produktion von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol führt. Diese Ausschüttung kann zum Beispiel zu folgenden Symptomen führen:

  • Herzrasen und Atembeschwerden: Dein Herz schlägt schneller und du hast vielleicht das Gefühl, weniger Luft zu bekommen, obwohl du eigentlich nichts tust. Das ist eine normale Stressreaktion deines Körpers.

  • Appetitlosigkeit oder Heißhunger: Du hast vielleicht entweder gar keinen Appetit oder kannst einfach nicht aufhören zu essen. Dies sind hormonelle Reaktionen auf die emotionalen Turbulenzen.

  • Kopfschmerzen und Muskelschmerzen: Dein Körper ist voller Anspannung, was zu körperlichen Schmerzen führen kann – oft ohne klaren Grund.

  • Schlafstörungen: Du liegst nachts wach und grübelst, oder du bist von Albträumen geplagt. Schlaflosigkeit und unruhiger Schlaf sind in der Trauerphase keine Seltenheit.

Was passiert im Körper?
Dein Körper reagiert auf die emotionale Belastung mit Stressreaktionen, die als Schutzmechanismen dienen. Doch manchmal ist es beängstigend, wie heftig diese Symptome auftreten können. Du fragst dich vielleicht: „Ist das normal?“ und „Warum fühle ich mich so?“. In der Anfangsphase der Trauer ist es wichtig zu wissen, dass diese körperlichen Symptome Teil des natürlichen Trauerprozesses sind.

Mittlere Trauerphase: Der Körper in einem Zustand der Anpassung

Körperliche Symptome:
Mit der Zeit, wenn die ersten emotionalen Wellen etwas abgeklungen sind, tritt eine neue Phase ein. Doch auch hier bleiben die körperlichen Symptome oft bestehen – oder verändern sich sogar. Du bemerkst vielleicht, dass du weiterhin unter Müdigkeit leidest, auch wenn du versuchst, dich auszuruhen. Oder vielleicht plagen dich neue Symptome, die du dir nicht erklären kannst, wie Verdauungsprobleme oder unklare Schmerzen.

  • Verdauungsprobleme: Trauer beeinflusst deinen Magen-Darm-Trakt – du könntest öfter unter Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung leiden.

  • Chronische Erschöpfung: Auch wenn du ab und zu das Gefühl hast, etwas zur Ruhe zu kommen, fühlt sich dein Körper noch immer völlig ausgelaugt und ohne Energie.

  • Schmerzen ohne klare Ursache: Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen oder Kopfschmerzen – das alles kann als psychosomatische Reaktion auf die Trauer auftreten.

Die Sorge um unbekannte Symptome:
Viele Trauernde berichten, dass sie plötzlich Symptome erleben, die sie vorher nicht kannten – und die sie sich nicht einfach auf die Trauer schieben können. Wenn plötzlich starke Magenschmerzen oder unaufhörliche Kopfschmerzen auftreten, stellen sich viele die Frage: „Ist das noch Trauer oder könnte etwas anderes dahinterstecken?“ Es ist ganz natürlich, in solchen Momenten besorgt zu sein und sich Gedanken über die eigene Gesundheit zu machen. Du könntest zum Arzt gehen, in der Hoffnung, eine Erklärung zu finden. Aber oft ist die Diagnose: „Es gibt keine körperliche Ursache.“ In diesen Momenten ist es hilfreich, zu wissen, dass solche Symptome sehr häufig bei Trauer auftreten und der Körper eine Möglichkeit sucht, mit der emotionalen Belastung umzugehen.

Langfristige Trauerphase: Körperliche Langzeitfolgen und Stressbewältigung

Körperliche Symptome:
In der langfristigen Trauerphase kann es sein, dass die körperlichen Symptome nicht verschwinden oder sich sogar intensivieren. Dein Körper hat so lange unter der emotionalen Last gearbeitet, dass er langsam beginnt, Zeichen der Erschöpfung zu zeigen. Du merkst vielleicht, dass du dich chronisch müde fühlst, dass deine Konzentration nachlässt oder du häufig krank wirst.

  • Chronische Erschöpfung: Dein Körper hat monatelang oder sogar jahrelang unter Stress gestanden, was die Energie erschöpft und dich ständig erschöpft zurücklässt.

  • Schwächung des Immunsystems: Der lang anhaltende Stress durch Trauer kann dein Immunsystem schwächen, wodurch du anfälliger für Erkältungen und andere Krankheiten wirst.

  • Zunahme von bestehenden Krankheiten: Falls du bereits an chronischen Erkrankungen leidest, bemerkst du möglicherweise eine Verschlechterung. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes können sich verschlimmern, weil der Körper ständig in Alarmbereitschaft ist.

Die Frage nach der langfristigen Belastung:
Du fragst dich vielleicht, ob du jemals wieder ganz gesund wirst oder ob du in dieser „traurigen“ Phase feststecken wirst. Du versuchst, dich zu motivieren, doch der Körper lässt dich im Stich. Es kann hilfreich sein zu verstehen, dass der Körper sich nach einem so tiefgreifenden Verlust Zeit braucht, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Langfristige Trauer ist wie eine chronische Erkrankung des Geistes und des Körpers – es braucht Geduld, Zeit und vor allem Fürsorge.

Körperliche Symptome sind Teil des Heilungsprozesses

Es ist ganz natürlich, sich Sorgen zu machen, wenn plötzlich Symptome auftreten, die man sich nicht erklären kann. Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine Erfahrung, die den Körper und Geist herausfordert. Die körperlichen Auswirkungen der Trauer sind real und weit verbreitet. Dein Körper ist nicht „schwach“, sondern reagiert auf eine sehr intensive emotionale Belastung.

Du bist nicht allein.

Die körperlichen Symptome, die du erlebst, sind eine normale Reaktion auf den Verlust und Teil des Heilungsprozesses. Es ist ungeheuer Wichtig, auf deinen Körper zu hören, ihm Ruhe zu gönnen und bei Bedarf Unterstützung zu suchen. Achtsamkeit, sanfte Bewegung und eine ausgewogene Ernährung können dabei helfen, den Körper in der Trauer zu unterstützen. Und wenn du das Gefühl hast, dass die körperlichen Symptome überhandnehmen oder dich überwältigen, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um sowohl körperliche als auch emotionale Heilung zu fördern. Auch hier gibt es viele verschiedene Methoden um den Schock des Verlustes zu verarbeiten, eine sehr effektive Methode ist EMDR. Wenn dich das interessiert, lies gerne den Blog von Marcel Wode - ein Spezialist zu dem Thema.

Du darfst dir die Zeit nehmen, die du brauchst – für deinen Körper und deine Seele.

Sylvia Wichmann

Mail: s.wichmann@psychologische-beratung-list.de

Telefon: 01575 2567346

Podbielskistr. 139

30177 Hannover/List