EMDR – Hokuspokus oder hochwirksame Psychotherapiemethode?
Wenn mich in den letzten Tagen jemand fragt: „Was ist dieses EMDR, von dem du gerade so begeistert bist?“, merke ich, dass viele Menschen dieser Methode erstmal skeptisch gegenüberstehen. Verständlich – wenn man hört, dass Augenbewegungen tiefsitzende Belastungen lösen sollen, klingt das zunächst wie Zauberei. Ich dachte das auch, bis ich es selbst erfahren durfte.
Meine erste Erfahrung mit EMDR – intensiv, emotional und entlastend
Ich mache aktuell eine Weiterbildung um EMDR in meiner Psychologischen Beratungspraxis meinen Klient*innen anbieten zu können. Warum? Weil mich meine erste eigene Sitzung so beeindruckt hat. Mein Praxispartner Marcel Wode, der bereits EMDR-Spezialist ist, führte mich in die Methode ein und wendete sie bei mir an. Ich hatte vorher keine genaue Vorstellung davon, was passieren würde – und war völlig überrascht, wie intensiv diese Erfahrung war.
EMDR ist keine passive Entspannungsmethode, sondern anstrengende kognitive Arbeit. Während der Sitzung tauchten alte Bilder auf, mit denen ich mich auseinandersetzen musste. Ich habe jede Menge Tränen vergossen – nicht, weil mich jemand dazu gedrängt hätte, sondern weil sich in mir so viel bewegt hat. Und das Faszinierende: Die Erinnerung ist noch da, aber sie fühlt sich jetzt anders an. Sie belastet mich nicht mehr. Es war, als hätte mein Gehirn endlich die Möglichkeit bekommen, das Erlebte richtig einzuordnen und abzulegen.
Das war der Moment, in dem ich wusste: Das will ich lernen!
Was ist EMDR eigentlich?
EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing – auf Deutsch etwa Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen. Die Methode wurde in den 1980er-Jahren von Dr. Francine Shapiro entwickelt und hat sich seither als eine der effektivsten Psychotherapiemethoden zur Behandlung von Traumata und belastenden Erlebnissen etabliert.
Die Grundidee: Traumatische Erinnerungen sind im Gehirn oft „ungeordnet“ abgespeichert und können uns weiterhin belasten. Durch gezielte bilaterale Stimulation (meist Augenbewegungen, aber auch Klopfen oder Töne) wird das Gehirn angeregt, diese Erinnerungen neu zu verarbeiten – ähnlich wie im REM-Schlaf. Das kann helfen, die emotionale Ladung eines Traumas zu reduzieren und neue, hilfreiche Verknüpfungen zu schaffen.
Nicht nur für Traumata – auch für andere Belastungen wirksam
Auch wenn EMDR ursprünglich zur Behandlung von posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) entwickelt wurde, hat sich gezeigt, dass es bei vielen anderen psychischen Belastungen helfen kann. Dazu gehören unter anderem:
Angststörungen (z. B. soziale Ängste, Prüfungsangst)
Depressionen
Selbstwertprobleme und negative Glaubenssätze
Stressbewältigung und Burnout-Prävention
Chronische Schmerzen und psychosomatische Beschwerden
Belastende Erinnerungen oder schwierige Lebenserfahrungen
Viele Menschen berichten, dass EMDR ihnen geholfen hat, belastende Gefühle oder einschränkende Überzeugungen nachhaltig zu verändern – selbst dann, wenn sie vorher jahrelang darunter gelitten haben.
EMDR – eine der bestuntersuchten Psychotherapiemethoden
Wenn du jetzt denkst: „Klingt ja nett, aber gibt’s dafür wissenschaftliche Belege?“ – Ja, jede Menge! EMDR gehört zu den am besten erforschten Therapiemethoden für posttraumatische Belastungsstörungen und wird von weltweit anerkannten Institutionen wie der WHO, der APA (American Psychological Association) und dem Deutschen Institut für Medizinische Psychologie empfohlen.
Hier einige spannende Studien und Quellen:
Van Etten & Taylor (1998): Metaanalyse zeigte, dass EMDR ebenso wirksam ist wie kognitive Verhaltenstherapie und Expositionstherapie.
Bisson et al. (2007): Systematische Übersichtsarbeit, die EMDR als eine der effektivsten Methoden bei PTBS bestätigt.
Hoge et al. (2011): Studie zu EMDR bei Kriegsveteranen mit PTBS, die signifikante Verbesserungen zeigte.
Wo kann man sich weiter informieren?
Wenn dich EMDR interessiert und du tiefer eintauchen möchtest, findest du hier weitere Infos:
Falls du Fragen hast oder selbst Erfahrungen mit EMDR machen möchtest, schreib mir gerne!
Sylvia Wichmann
Mail: s.wichmann@psychologische-beratung-list.de
Telefon: 01575 2567346
Podbielskistr. 139
30177 Hannover/List
Adresse
Podbielskistr. 139
30177 Hannover