Die Macht der Glaubenssätze
Wie dich Überzeugungen aus der Kindheit heute noch beeinflussen
Die Wurzeln unserer Überzeugungen
Von dem Moment an, in dem wir das Licht der Welt erblicken, beginnen wir zu lernen. Wir lernen von unseren Eltern, von unseren Lehrern, von der Gesellschaft – darüber, wie wir uns verhalten sollen, was richtig und was falsch ist, und wie wir uns selbst und andere wahrnehmen. Diese Lektionen formen sich in Glaubenssätze, tief verwurzelte Überzeugungen, die unser Leben auf subtile und manchmal mächtige Weise lenken.
Glaubenssätze können wie ein Kompass sein, der uns den Weg weist. Sie können uns Sicherheit geben und uns helfen, in einer komplexen Welt zurechtzukommen. Doch nicht alle Glaubenssätze sind positiv oder hilfreich. Einige können uns begrenzen, uns in Unsicherheiten gefangen halten und uns daran hindern, unser volles Potenzial zu entfalten.
Wie Glaubenssätze uns antreiben – und einschränken
Ein Beispiel für einen solchen Glaubenssatz ist „Ein nicht geschimpft, ist Lob genug.“ Vielleicht kennst du diesen Satz aus deiner eigenen Kindheit. Er suggeriert, dass du Anerkennung nur dann verdienst, wenn du keine Fehler machst, und dass Schweigen besser ist als Lob. Als Erwachsener kann dieser Glaubenssatz dazu führen, dass du das Gefühl hast, nie genug zu tun. Du könntest dich ständig darum bemühen, Fehler zu vermeiden, anstatt stolz auf das zu sein, was du erreichst. Der Drang nach Perfektion kann überwältigend werden und dich davon abhalten, dich wirklich zu schätzen.
Doch Glaubenssätze sind nicht nur individuell, sondern auch kulturell geprägt. Zum Beispiel lernen viele von uns schon früh, dass bestimmte Emotionen in der Öffentlichkeit „gut“ oder „schlecht“ sind. Lachen und Freude sind willkommen, während Weinen und Wut oft als unangenehm oder peinlich gelten. Hast du jemals bemerkt, dass du dich entschuldigst, wenn dir die Tränen kommen? Warum fühlen wir uns so unwohl dabei, unsere Gefühle zu zeigen? Diese Reaktionen sind das Ergebnis tief verwurzelter Glaubenssätze, die uns beibringen, dass es schwach oder unangemessen ist, Gefühle zu zeigen, die andere verunsichern könnten.
Die gesellschaftliche Brille – Wie wir Egoismus und Stärke unterschiedlich wahrnehmen
Ein besonders belastender Glaubenssatz, vor allem für Frauen, ist die Vorstellung, dass Egoismus etwas Negatives ist. Während Männer, die klar ihre Ziele verfolgen und ihre Bedürfnisse ausdrücken, oft als entschlossen und zielstrebig gelten, wird bei Frauen das gleiche Verhalten schnell als egoistisch oder sogar aggressiv interpretiert. Dieser doppelte Standard sitzt tief in der Gesellschaft und hat seine Wurzeln in alten Rollenbildern.
Stell dir vor, wie es wäre, wenn du ohne Scham oder Rechtfertigung deine Bedürfnisse ausdrücken könntest. Wenn du wüsstest, dass es in Ordnung ist, klar und deutlich zu sagen, was du willst, ohne Angst davor zu haben, als egoistisch abgestempelt zu werden. Wie oft haben Frauen gehört, dass sie „zu fordernd“ sind, wenn sie einfach nur für sich selbst einstehen? Dass sie „zu emotional“ sind, wenn sie sich erlauben, ihre Gefühle zu zeigen? Diese Glaubenssätze wirken wie unsichtbare Fesseln, die uns daran hindern, unser wahres Selbst zu leben.
Weitere Glaubenssätze, die dich beeinflussen könnten
„Jungen weinen nicht.“: Ein Glaubenssatz, der dazu führt, dass Männer ihre Emotionen unterdrücken und lernen, Härte über alles zu stellen. Dies kann emotionale Distanz schaffen und Beziehungen belasten.
„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“: Ein Satz, der uns antreibt, uns ständig zu überarbeiten, ohne Raum für Entspannung und Freude zu lassen. Die ständige Verpflichtung, zuerst zu leisten, kann uns ausbrennen und die kleinen Freuden des Lebens übersehen lassen.
„Du musst immer freundlich sein.“: Wenn du mit diesem Glaubenssatz aufgewachsen bist, könntest du Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen und für deine eigenen Bedürfnisse einzutreten, aus Angst, unfreundlich oder egoistisch zu wirken. Dieser Satz kann dazu führen, dass du dich selbst aufgibst, um die Erwartungen anderer zu erfüllen.
Der Weg zur Veränderung – Wie du mit deinen Glaubenssätzen arbeiten kannst
Glaubenssätze haben eine immense Macht über unser Leben, aber diese Macht muss nicht negativ sein. Der erste Schritt zur Befreiung ist, sich dieser Glaubenssätze bewusst zu werden. Welche Überzeugungen hast du in deiner Kindheit aufgenommen? Welche davon helfen dir, und welche schränken dich ein?
Selbstreflexion: Nimm dir bewusst Zeit, um darüber nachzudenken, welche Glaubenssätze in deinem Leben wirken. Vielleicht entdeckst du Sätze wie „Ich muss immer stark sein“ oder „Ich darf keine Fehler machen“. Frage dich: Woher kommen diese Überzeugungen, und dienen sie mir wirklich?
Gegenbeweise sammeln: Suche aktiv nach Beispielen, die diese einschränkenden Glaubenssätze widerlegen. Wenn du zum Beispiel glaubst, dass „Weinen Schwäche zeigt“, erinnere dich an Situationen, in denen das Ausdrücken deiner Tränen dir Erleichterung und Stärke gebracht hat.
Neue Glaubenssätze entwickeln: Du hast die Macht, alte, einschränkende Überzeugungen durch neue, stärkende Glaubenssätze zu ersetzen. Statt „Ich darf keine Fehler machen“ könntest du dir sagen: „Fehler sind eine Chance, zu wachsen.“
Offene Kommunikation und Selbstakzeptanz: Lerne, deine Gefühle und Bedürfnisse offen auszudrücken, ohne dich dafür zu entschuldigen. Übe dich in Selbstakzeptanz und erkenne an, dass es menschlich ist, Fehler zu machen und Schwächen zu zeigen. Indem du diese neue Haltung in dein Leben integrierst, wirst du mehr Freiheit und Authentizität erleben.
Ein erfüllteres Leben durch bewusste Glaubensarbeit
Glaubenssätze sind mächtig – sie können dich antreiben, aber auch einschränken. Doch indem du dich bewusst mit ihnen auseinandersetzt, kannst du entscheiden, welche Überzeugungen du beibehalten und welche du loslassen möchtest. Es geht darum, die Glaubenssätze zu erkennen, die dich stärken, und die loszulassen, die dich bremsen.
Erlaube dir, deine Emotionen ohne Scham zu zeigen, und erkenne, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, zu weinen. Stehe für dich selbst ein, ohne dich dafür zu entschuldigen. Verlasse den alten Glauben, dass Egoismus bei Frauen etwas Schlechtes ist, und erkenne, dass auch du das Recht hast, klar und deutlich zu sagen, was du willst.
Indem du diese Schritte gehst, kannst du nicht nur authentischer leben, sondern dein volles Potenzial entfalten. Lass nicht zu, dass alte Glaubenssätze dein Leben bestimmen – gestalte es nach deinen eigenen Vorstellungen.
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